Bericht vom Hochkirchen­tag 2017 auf dem Schwanberg

Die Tür ste­ht offen, das Herz noch mehr — wie weit ein Herz sich zu öff­nen ver­mag, stellt es vielle­icht erst fest, wenn es den Raum dafür bekommt. Wir fuhren durch das alte, hölz­erne Schloss­portal auf dem Schwan­berg, und wie weit wurde das Herz mir da!

Tor ins Weite — Hochkirchentag 2017

Seit Jahrzehn­ten beste­ht ein fre­und­schaftlich­es Ver­hält­nis zwis­chen unser­er Brud­er­schaft und der Kom­mu­nität der Schwest­ern vom Casteller Ring. Auch deswe­gen überkam mich ein Gefühl von Nach­hausekom­men, als wir auf dem Schlosshof park­ten, der Motor ver­s­tummte, das erste lächel­nde Gesicht uns neu Angekommene begrüßte — das erste von vie­len Geschwis­tern, die schon da waren oder in den näch­sten Stun­den ankom­men sollten.

Das The­ma dieser Tagung, zu der die Hochkirch­liche Vere­ini­gung ein­ge­laden hat­te, hieß ganz schlicht „Das Sakra­ment der Beichte“. Ganz schlicht?

Als einem, der ohne jede Beichtkul­tur aufgewach­sen ist, fällt mir die Annäherung an dieses Sakra­ment naturgemäß schw­er — und damit ste­he ich nicht alleine, nicht in unser­er Brud­er­schaft, erst recht aber nicht aufs Gesamte der kirch­lichen Land­schaft gesehen.

Die Vorträge unser­er Brüder Jesa­ja und Justi­nus, die einen Überblick darge­boten haben über die Beicht­tra­di­tion in West- und Ostkirche, flankiert durch einen von Sr. Han­nah organ­isierten Vor­trag zum heuti­gen römisch-katholis­chen Beichtver­ständ­nis, boten dem intellek­tuellen Ver­ste­hen einen Zugang. Die zahlre­ichen Beicht­en, die in diesen Tagen gehört wur­den, erfüll­ten das geistig Erschlossene mit geistlichem Leben.

Licht der Welt — Hochkirchentag 2017

Ursprung und Ziel der Beichte gle­icher­maßen ist das gesunde Leben der Gemein­schaft Gottes und Sein­er Men­schen und damit untrennbar ver­woben der Gemein­schaft Sein­er Men­schen untere­inan­der. Diese gle­ich­sam zweifältige Gemein­schaft haben wir, so mein Ein­druck auch heute noch, da ich einen Monat später auf die Tagung zurück­blicke, als Segen des Aller­höch­sten über­re­ich und durch die Beschäf­ti­gung mit dem Beicht­sakra­ment wun­der­bar sen­si­bel erleben dürfen.

Ganz hier hinein in die Rede von der Gemein­schaft gehören zwei gottes­di­en­stliche Höhep­unk­te: Die Auf­nahme von Br. Athana­sius in unsere Brud­er­schaft sowie die Pres­byter­wei­he von Br. Clemens, seine Sendung zum vollen, sakra­men­tal­en Altar­di­enst in unser­er Gemeinschaft.

Wie über­haupt der hochkirch­liche Weg immer eine Verzah­nung darstellt geistig-inner­lich­er und leib­lich-äußer­lich­er Zugänge zum Heils­ge­heim­nis unseres Her­rn Jesus Chris­tus, so haben auch unsere Novizen, Pos­tu­lanten und inter­essierte Geschwis­ter durch Br. Cypri­an, unseren Novizen­meis­ter, in gle­icher­maßen the­o­retis­ch­er wie prak­tis­ch­er Durch­dringung eine Ein­führung in die Kun­st des Stun­denge­bets bekom­men, die eben viel mehr ist als das richtige Sin­gen richtiger Texte, son­dern ihren geistlichen Eigen­wert hat in der gle­ich­sam aufrecht­en Hin­wen­dung zum Brud­er, zur Schwest­er, und gemein­sam, als aufeinan­der Hörende und Acht­ende, zum Kyrios der Einen Kirche.

Umarmender Christus — Hochkirchentag 2017

Viele schöne Punk­te erfüll­ten unsere Tagung noch, ich kann sie nur aufzählen: Das gemein­same Kaf­feetrinken mit den Schwest­ern der Kom­mu­nität, aus deren reichem Erfahrungss­chatz wir eben­so dankbar ler­nen dür­fen, wie umgekehrt uns Mal für Mal eine offene, inter­essierte und wertschätzende Hal­tung für unsere Lebens­form ent­ge­genge­bracht wird. Die Teil­nahme an der Ves­per bei den Mönchen von Mün­ster Schwarzach. Das anschließende, muntere Aben­dessen im „Schwarzen Ross“ in Hör­blach. Die gemein­same Feier des Patrozini­ums­festes der Kom­mu­nität­skirche St. Michael. Die zahlre­ichen Sitzun­gen des HV-Vor­stands, des Kapi­tels der Brud­er­schaft, die Hauptver­samm­lung der HV und der Gesamtkon­vent der Brud­er­schaft. Und aller­meist mir im Herzen: die Begeg­nun­gen der Geschwis­ter untere­inan­der, das Beisam­men­sein, Aus­tauschen und Stärken.

Quelle St. Michael — Hochkirchentag 2017

Fahren wir wieder hin­unter vom Berg, so endet eine inten­sive, schöne und segen­sre­iche Zeit. Doch sie endet nur ihrer zeitlichen Ver­fass­theit nach, und sie endet nur, um in ver­wan­del­ter Gestalt wiederzukehren. Und dies ist keine Beson­der­heit unser­er Gemein­schaft oder des Ordenslebens über­haupt: Es ist die Her­aus­forderung, die an alle Chris­ten gle­icher­maßen ergeht.

Dass wir und die ganze Welt hierin nicht müde wer­den, son­dern einan­der ermuti­gen und stärken in Tat und Gebet je nach den Begabun­gen der einzel­nen Glieder, darum wollen wir den Vater beständig bit­ten durch unsern Her­rn Jesus Chris­tus in der Ein­heit des Heili­gen Geistes.

Brud­er Columbanus