Das Zusammenleben in geistlicher Gemeinschaft bedarf, wie auch sonst das menschliche Miteinander, geregelter Verbindlichkeit. Unsere heute in Geltung stehende Regel als SJB ist geschichtlich aus zwei Strängen erwachsen, die aus der deutschen Teilung herrühren; so wurde 1994 bei der Vereinigung der bis dato noch organisatorisch getrennten Ost- und Westteile der SJB eine neue Regel eingeführt, die die unterschiedlich gewachsenen Traditionen berücksichtigte.
Unsere Regel beginnt mit den Grundlagen und weist auf die Tradition hin, aus der wir als SJB leben; hier sind insonderheit die Einheit der Kirche und ihre sakramentale Erneuerung sowie der Begriff der “evangelischen Katholizität” maßgeblich: Wir leben aus der katholischen (allumfassenden, gänzlichen) Fülle der Kirche, aus der uns Segen und Heil zufließen. Daraus folgert sich, was in unserer Lebensform als nicht kommunitär lebender Gemeinschaft im einzelnen für die Glieder wichtig ist und sich in ihrem täglichen Leben bewähren muß.
Diese Lebensregeln und ihre Verpflichtungen wollen nicht einengen, sondern in ihrer Verbindlichkeit den nötigen Freiraum und wirkliche Freiheit von allzu irdischen Sorgen und Bindungen geben. Im Zentrum unserer Existenz steht die heilige Eucharistie, in der uns Christus das wahre Leben mit Seinem Leib und Blut schenkt. Die Bindung an das kirchliche Stundengebet läßt uns auch in der Vereinzelung immer am pulsierenden Lebensstrom der Kirche angeschlossen bleiben. Fasten und Verzicht führen uns auf das wesentliche zurück. Das Sakrament der Beichte ermöglicht immer wieder neu den Zugang zum Heiligen und richtet uns neu darauf aus; in den Regional- und Gesamtkonventen wird real in Gemeinschaft gelebt, was sonst ideal und individuell bliebe.
Alles dies geschieht unter der Leitung des Apostolischen Vorstehers und seines Vikars, der als Vater und Hirte die Herde in persona Christi weidet. Mit dem Gesamtkonvent und dem Kapitel unserer Gemeinschaft werden auch immer wieder neue Glieder aufgenommen, die sich auf den Weg in die besondere Nachfolge Christi machen; im Postulat und Noviziat klopfen sie an, treten durch die Tür und leben mit uns mit als Lernende, Betende, Sehende und Hörende.
Ist diese Zeit der Probe beendet, so legen sie mit ihren Gelübden (professio) ihr Leben ganz in die Hände Gottes und ihrer Mitbrüder und ‑schwestern: “Bete für mich” — “Gott segne Dich”.
Bruder Pirminius