Zwei Geschwister erzählen von Ihrem Leben in der Bruderschaft.
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Finde dich niemals ab mit dem Skandal der Trennung unter den Christen, die sich alle so leicht zur Nächstenliebe bekennen, aber zerspalten bleiben. Habe die Leidenschaft für die Einheit des Leibes Christi.
- Frère Roger (Aus der Regel von Taizé)
Die Spaltung der Christenheit kommt einer Spaltung im Herzen gleich. Diesem Dilemma begegnen viele unterschiedliche Gemeinschaften wie z. B. die ökumenische Bruderschaft von Taizé oder eben auch die Hochkirchliche St.-Johannes-Bruderschaft (SJB). Als Theologiestudent war ich lange auf der Suche nach gelebter Ökumene sowie gefeierter Liturgie. All das fand ich schließlich bei unserer Bruderschaft.
Die Konvente sind eine großartige Möglichkeit zu gelebter christlicher Gemeinschaft. Die konfessionellen Trennungen überwinden wir in der Liturgie und bilden somit die Eine Kirche ab. Im gemeinsamen Gebet und in der Messe ruft uns der Herr zur versöhnten Verschiedenheit. Unser Ziel ist also keine irdisch-institutionelle Einigung, sondern die himmlische Einheit.
Aus dem intensiven Austausch zwischen den Brüdern und Schwestern erwuchsen mir häufig tiefe Erlebnisse. Nach jeder Tagung ging ich mit neuen Erkenntnissen und Impulsen nach Hause. Die Tagungen sind mir ideale Orte um von den anderen Traditionen, Konfessionen und Theologien zu lernen. Eine schier unübersichtliche Bandbreite an Erfahrung und Wissen laden zum gegenseitigen (kennen-)lernen ein. In diesem Sinne bildet sich unsere Gemeinschaft aus Geschwistern im kirchlichen und profanen Dienst.
Zwischen den Konventen bleiben wir Geschwister auf allen denkbaren Wegen im Kontakt und im Geiste vereint, bis wir uns von Angesicht zu Angesicht wiedersehen. Damit erlebe ich das ganze Jahr hindurch geschwisterliche Stärkung.
Meinen Beitritt in diese geschwisterliche Gemeinschaft habe ich nie bereut!
Bruder Dysmas
„Wenn nun der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum gehöre ich nicht zum Leib!, gehört er deshalb etwa nicht zum Leib? Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum gehöre ich nicht zum Leib!, gehört es deshalb etwa nicht zum Leib? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat.“
(1Kor 12,15–18)
Die Kirche ist – ähnlich jeder menschlichen Gemeinschaft – auf gegenseitige Ergänzung angewiesen. Immer mehr vom immer Selben braucht kein Mensch! Unterschiede gilt es also nicht zu beseitigen, sondern fruchtbar zu machen — auch wenn der Boden einmal hart sein sollte. Unter diesem Stern steht mein Leben als Schwester der Hochkirchlichen St.-Johannes-Bruderschaft.
Wo wir als Geschwister zusammenkommen, erleben wir einander als Brüder und Schwestern mit unterschiedlicher Prägung, die aber im Gebet und in der Feier der Sakramente eins werden. Mir ist dabei besonders wichtig, dass wir nicht einfach Trennendes beiseite lassen oder ignorieren, sondern nach aufrichtig gangbaren Wegen suchen, uns bereichern zu lassen. Das bedeutet Arbeit, manchmal Ertragen, mündet aber sehr oft in eine größere Fülle und einen erweiterten Horizont.
Als Schwester bin ich froh, weitgehend frei zu sein von gottesdienstlichen Verpflichtungen und Aufgaben. Damit kann ich ein echtes Gegenüber für den liturgischen Dienst sein. Diese gegenseitige Ergänzung trägt und stützt unsere Gemeinschaft.
Das Leben als Schwester prägt auch meinen Alltag, also auch wenn keines der Geschwister im Gebet oder Beisammensein um mich ist. So lehrt uns unsere Regel, dass wir uns in unseren Gemeinden vor Ort einsetzen: Wenn ich in der ökumenischen Choralschola in Köln singe, die Website und den Rundbrief für meine Gemeinde betreue oder mich in meinem Blog zu Wort melde, tue ich das bewusst als Schwester unserer Bruderschaft.
Schwester Hannah