Und meine Seele atmete auf“ – Von der Müdigkeit zur Hoffnung

Ich fühlte Leere in mir. Die let­zten Monate im kirch­lichen Dienst hat­ten viel von mir gefordert, mehr, als ich hätte zugeben wollen. Müdigkeit, Pflicht­en, das Gefühl, nur noch zu funk­tion­ieren – das alles fuhr mit mir auf der Auto­bahn, als ich Mar­burg entgegenrollte.

Als ich schließlich, nach ein­er aufre­gen­den Fahrt, im großen Raum ankam, traf mich das erste Licht: die lächel­nden Gesichter der Geschwis­ter, ein fes­ter Händ­e­druck hier, ein fro­hes Lächeln dort, eine Umar­mung, die gut tat. Ganz zaghaft spürte ich: Diese Tage kön­nten gut wer­den. Mehr noch – sie wür­den Zeit für mich sein.

Unser gemein­sames Gebet, das die Tage struk­turi­erte – Laudes, Terz, Sext, Ves­per, Kom­plet – wurde für mich rasch zu einem tra­gen­den Rhyth­mus. In jed­er Psalmzeile, in jedem Kyrie wuchs ein wenig mehr Frieden in mir. Ich dachte an den Aufer­stande­nen, der inmit­ten der Jünger sagte: „Friede sei mit Euch.“ Das fühlte ich in mir.

Ein beson­deres Erleb­nis war der Novizenun­ter­richt, den ich dies­mal in der Sakris­tei der Kirche hielt. Zusam­men mit Br. Colum­banus, unserem Sakris­tan, betra­chteten wir die litur­gis­chen Gewän­der: Albe, Zin­gu­lum, Manipel, Sto­la… Während er die Stoffe sorgfältig auslegte, sprachen wir mit unserem Orden­snach­wuchs über ihre Bedeu­tung, ihre Geschichte – und darüber, wie sie mehr sind als bloße Kleidungsstücke.

Einen anderen, ganz per­sön­lichen Schatz nehme ich aus unserem Kaf­fee­tr­e­f­fen in der Mar­burg­er Alt­stadt mit. Dort saß ich bei Vater +Thomas. Er erzählte mir aus seinem lan­gen Leben: wie er Pfar­rer an der Gartenkirche in Han­nover war, wie Men­schen zu ihm kamen, arm, suchend, oft verzweifelt. In seinem Gesicht, das von Güte und Erfahrung sprach, spiegelte sich eine Lebens­geschichte, von der ich glaube, dass sie in vie­len anderen Spuren hin­ter­lassen hat.

Ein­er der Höhep­unk­te unseres Osterkon­vents war sich­er die Priester­wei­he von Br. Ignatius am Oster­don­ner­stag. Diese Feier ließ uns alle erah­nen, wie Chris­tus selb­st in unser­er Mitte wirkt. Seine Prim­izmesse am Weißen Sonnabend besiegelte diese Erfahrung: Gnade und Sendung, Freude und Auf­trag gin­gen Hand in Hand. Den Prim­izsegen habe ich im Herzen gespürt.

Heute, da ich diese Zeilen schreibe, spüre ich: Ich bin nicht mehr der­selbe, der vor Tagen müde und leer ankam. Ich bin zurück an die Quelle geführt wor­den mit neuer Kraft, voller Freude und Hoff­nung. Unser Osterkon­vent hat mich neu beschenkt. Dafür bin ich von Herzen dankbar.

Br. Cypri­anus