“Ich war ja für die Bruderschaft angetreten, nicht für mich.” das sagte mir Br. Clemens, als wir über seine Eindrücke von der festlichen Pontifikalmesse sprachen. Und als ich ihn bat, mir Anhaltspunkte für diesen Blogpost zu geben, sprach diese seine Grundhaltung wieder aus seinen Notizen. Unwillkürlich dachte ich an das Psalmwort:
“Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre um deiner Gnade und Treue willen!”
(Ps 115,1)
Vielleicht kann man dies als das eigentliche priesterliche Charisma bezeichnen, wenn Menschen demütig von sich selbst absehen können und dadurch frei werden, um auf Gott und den ihnen vorgezeichneten Weg zu den Mitmenschen zu blicken.
Doch wohin führt der Weg? Wenn ich heute an diesen – auch für hochkirchliche Verhältnisse – besonders feierlichen Gottesdienst zurückdenke, kommt mir unwillkürlich das Bildnis des Gekreuzigten in den Sinn. Denn der priesterliche Weg führt auf das Kreuz zu. Ein jeder, der für den Herrn und seine Kirche diesen Dienst versieht, nimmt jeden Tag aufs Neue das Kreuz auf sich. “Bei mir mischte sich in die Freude die kommende Last der Verantwortung für die Bruderschaft.”, nannte Br. Clemens das.
Von anrührender Schönheit ist die eigentliche Liturgie der Weihe zum Presbyteramt: Erlebt der Weihekandidat doch sein ganzes Leben in dieser einen Feier, wie in einer Nußschale. Er wird zu Beginn des Ritus vor den Herrn geführt und spricht wie Mose sein “Ich bin da”. Er steht mit seiner ganzen Lebensgeschichte dort, mit all den schönen und geraden Stücken, die man gerne zeigt, aber auch den wirren oder dunklen Momenten, die jeder Mensch lieber verbergen möchte. All das ist in dem einfachen “Ich bin da” enthalten und genau dort, vor der Heiligkeit Gottes, gibt er sich – so, wie er ist – völlig diesem Dienst hin und wirft sich zu Boden. Wie es die Berufung am Dornbusch erzählt, so erfährt der Kandidat – in rituelle Zeichensprache gefasst – das Handeln Gottes, der alle empfundene Unzulänglichkeit mit einem großen “Trotzdem sollst Du…” kommentiert und den Kandidaten zum Dienst befähigt.
“Der Herr denkt an uns und segnet uns; er segnet das Haus Israel, er segnet das Haus Aaron.”
(Ps 115,12)
In der Person des Bischofs wird der bisherige Diakon nun durch die Kirche für den Dienst des Priesters ausgesondert. Die heilige Stille, die sich während der Handauflegung breit macht, markiert seit Alters her den Aufbruch in die neue Aufgabe. Die Einkleidung in die liturgischen Gewänder, die der Kandidat bisher lediglich bei sich getragen hat, wird nun von den beiden Leviten vorgenommen. Und mit der Darreichung des Primizkelches mit der Patene wird dem Neugeweihten direkt der Kern seines priesterlichen Dienstes an der Kirche, die Feier der Heiligen Eucharistie, vor Augen geführt.
Zeugnis zu geben nach außen und das Volk Gottes mit den kirchlichen Sakramenten zu trösten, das sind seine Aufgaben von nun an bis zur Wiederkunft des Herrn. Der Friedensgruß, den das versammelte Presbyterium mit dem Neugeweihten austauscht, ist für ihn die Zusicherung, dass er auf diesem Weg nicht einsam geht, sondern in der Gemeinschaft all derer, die vor ihm, mit ihm und nach ihm Zeugen für den Auferstandenen sind. Für diese tröstende Gemeinschaft ist die Bruderschaft leibliches Zeichen.
So endet der Ritus der Weihe nach dem Friedensgruß und findet seine Fortsetzung und Vollendung im Sakrament des Altars, das sich anschließt. Von der Wiederkunft des Auferstandenen wird jede Feier der Eucharistie künden, denen der Neugeweihte in seinem Dienst an der Kirche vorstehen wird. Am Tag seiner Weihe allerdings darf er bei der Sakramentsfeier in Gemeinschaft mit dem Bischof konzelebrieren: In allen späteren Feiern, besonders bei seinen Primizfeiern, wird er die Gebete am Altar konzentriert unter Beachtung der nötigen Handlungen verrichten. Hier aber kann er in innerer Anteilnahme ganz auf die Gemeinschaft mit dem Zelebrierenden vertrauen.
“Er segnet, die den Herrn fürchten, die Kleinen und die Großen.”
(Ps 115, 13)
Was einem durch den Kopf geht, weiß man selbst wohl gar nicht so recht in Worte zu fassen. Br. Clemens selbst fehlten die Worte, als ich ihn danach fragte. Für die Bruderschaft kann ich nur sagen, dass die Freude aller Geschwister schon Tage vor der großen Feier mit Händen zu greifen war. Sein priesterlicher Dienst wird ein großer Segen für uns und für die gesamte Kirche sein. Und nach alter Sitte will ich ihm nur wünschen: Ad multos annos, lieber Bruder!
“Wir aber, wir loben den Herrn von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja!”
(Ps 115,18)
Brüder Clemens und Cyprianus