Es ist eines der ältesten Ämter der Kirche. Und vielleicht sogar dasjenige Amt, das in der Wahrnehmung von Christen aller Konfessionen im hellsten Licht strahlt: der Diakonat. In seinem Kern steht unverrückbar der Dienst am Menschen: sowohl am Altar wie auch in jeder menschlichen Begegnung. Oft wird in der Betrachtung dieses Amtes der Fokus vor allem auf die zwischenmenschliche Dimension gelegt, dabei nimmt diese ihren Ursprung allein aus dem liturgischen Dienst eines jeden Diakons.
Seit den frühesten apostolischen Zeiten erfahren wir nahezu unmittelbar im Handeln der Diakone an uns letztlich das Handeln Christi, der selbst durch den Apostel ein Diakon geheißen wurde, einer fleischgewordenen Predigt gleich. Dies macht die Güte des Amtes und den hohen Anspruch offenbar, der an die Kandidaten der Diakonatsweihe gestellt ist.
Beim vergangenen Osterkonvent haben wir in einer festlichen Liturgie zwei unserer Mitbrüder auf ihrem geistlichen Weg begleiten dürfen. Viele Gäste waren für dieses große Ereignis der Diakonatsweihe zu uns nach Marburg angereist und die Freude des noch nicht vergangenen Osterfestes strahlte an diesem besonderen Festtage in unser aller Herzen.
Die Liturgie der Eucharistiefeier, der unser Vater +Martin vorstand, schritt bis zur Verlesung der Epistel gewohnten Ganges voran. Die Kandidaten waren gemeinsam mit dem Klerus, der zu Gast war, und dem Altardienst in die Kirche eingezogen. Zum Zeichen ihrer Dienstbereitschaft trugen sie eine brennende Kerze in der Hand. Dabei lag alle liturgische Bekleidung ihres späteren Dienstes noch über ihrem Arm. Erst nachdem die Epistel gelesen war, begann mit dem Aufruf der Kandidaten und dem Moment, da sie sich zu Boden warfen, während die Gemeinde die Allerheiligenlitanei sang, die eigentliche Liturgie der Diakonatsweihe.
Die Prostratio gehört zu den eindrücklichsten Erfahrungen, die die kirchliche Tradition in ihrer zweitausendjährigen Geschichte bewahrt hat. Es ist nicht in Worte zu fassen, welche Gedanken, Hoffnungen, Sorgen, aber auch Freude den Kandidaten bestürmen. Kleiner kann er sich vor dem Herrn nicht machen, als sich vor Seinem Altar in den Staub zu werfen. Und dort in dem Moment, da ich mich meiner Unwürdigkeit wegen so demütige, geschieht es, dass das Psalmwort in liturgischer Formgestalt in Erfüllung geht. Dort erhebt der Herr den Geringen aus dem Staube und den Armen aus dem Schmutz.
Als die Litanei verklungen war, setzte der Teil der Feier der Diakonatsweihe ein, in dem die Kandidaten für ihren neuen Dienst zugerüstet werden. Nachdem sie ihre Bereitschaft im Lichte ihrer menschlichen Natur bekundet hatten, erfolgte ihre Indienstnahme durch die Kirche. Der Vater betete unter Handauflegung für die Kandidaten zum Herrn, dass Er sie für den neuen Dienst zurüsten möge.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, in einem Weiheamt etwas anderes als ein Dienstamt zu erblicken. Ein Mitbruder sagte mir einmal, je weiter jemand in den Weiheämtern voranschreitet, umso mehr erniedrigt er sich. Vielleicht sollte man dies nicht verabsolutieren. Aber dennoch finde ich dieses gedankliche Bild sehr schlüssig: Denn je weiter ein Kandidat durch den Herrn der Kirche in ihren Weiheämtern geführt wird, umso mehr Menschen hat er zu dienen. Der Türhüter hütet noch die Gerätschaften und Portale eines Gotteshauses. Der Bischof muss sich letztlich für Bestehen und Zukunft aller ihm anvertrauten Seelen einsetzen.
Als die neugeweihten Diakone eingekleidet und ihnen das Evangeliar als Diensttum überreicht war, schritt eine Prozession zur Evangeliumsverkündigung. Es ist das Vorrecht der Diakone das Evangelium Jesu Christi zu verkündigen und der Gemeinde zu predigen. Mir bleibt eine Erinnerung sehr wertvoll und bis heute besonders bewegend. Es war der Moment, da ich den neugeweihten Mitbruder zum ersten Mal die Gemeinde habe grüßen hören: “Der Herr sei mit Euch!”
Ja, “und mit Deinem Geist”, lieber Bruder.
Nach der Verkündigung hob die Feier der Eucharistie an. Die beiden neugeweihten Mitbrüder hatten die beiden bisher als Leviten dienenden abgelöst. Dies war der ausdrückliche Wunsch des Vaters, dem beide natürlich gerne nachkamen. Sie dienten ihm während der Eucharistie am Altar. Auch hieran konnte die Gemeinde erblicken, dass (man verzeihe den etwas flapsigen Ton) Weihe in erster Linie Arbeit bedeutet.
Während des Offertoriums schritten beide Diakone zu ihren Kerzen, die noch auf den Halterungen brannten. Zum Zeichen, dass sie all ihre Kraft im neuen Dienst einsetzen wollen, brachten die beiden sie dem Zelebranten, der die Kerzen dankbar entgegennahm.
Die Kerze gehört zu den sinnenfälligsten Parabeln im christlichen Gottesdienst. Sie entsteht aus dem jungfräulichen Wirken der Biene. Sie wird an ihrer Seele gezogen, wie man den Docht nennt. Dann schließlich brennt sie nicht aus sich heraus, sondern wird von außen angesteckt. Wenn sie brennt, kann sie sich selbst nicht löschen. So verzehrt sie sich vollständig gen Himmel, der ihr Wirken liebevoll in sich aufnimmt. Kein schöneres Bild für die Selbstaufopferung des Christenmenschen ist bisher gefunden.
Mit der Schlussvermahnung durch den Bischof und seiner Bitte an die Neugeweihten, dass sie eine Tagzeit für ihn beten, endete die Feier der Diakonatsweihe in der Osteroktav 2018. Beide Brüder werden das Leben der Gemeinschaft, so Gott will und wir leben, mit ihrem Dienst viele Jahre und Jahrzehnte lang bereichern dürfen. Denn nach der Weihe beginnt nun ja erst die Arbeit. Bitte betet gemeinsam mit uns für die beiden neugeweihten Diakone, dass der Dienst des Herrn in ihrem Dienst an uns sich abbilden möge!
Ad multos annos, liebe Brüder Johannes Chrysostomos und Pirminius!
Bruder Cyprianus