Schreiben unseres Apos­tolis­chen Vorste­hers +Inno­cenz in der voröster­lichen Fas­ten­zeit 2018

Liebe Geschwis­ter,

der Son­ntag Laetare liegt mit­ten in der Fas­ten­zeit. Die litur­gis­che Farbe, ein zu Rosé aufge­helltes Vio­lett, ver­rät bere­its den beson­deren Charak­ter dieses Tages. Das erste gesun­gene Wort des Gottes­di­en­stes entstammt der Antiphon des Ein­gangsp­salms und heißt über­set­zt „Freuet euch“.

Was hat nun Freude mit dieser ern­sten Bußzeit zu tun? Ja, es stimmt, die Son­ntage sind von der Fas­ten­zeit ausgenom­men, aber trotz­dem hebt sich dieser Tag noch ein­mal von den anderen Son­nta­gen ab.

Das griechis­che Wort für Buße ist eigentlich mit „Umkehr“, „Umdenken“ oder „Sinneswan­del zu über­set­zen. Tra­di­tionell verbinden wir damit eher etwas Ern­stes oder Unan­genehmes und Welt- oder Lebens­feindlich­es. Vielle­icht hat manch­er von uns auch die asketis­chen Wüsten­väter vor Augen, deren stren­gen Ernst, um den Kampf gegen die ständi­gen Anfech­tun­gen zu gewin­nen, wohl nur wenige durch­hal­ten könnten.

Die Fas­ten­zeit ist eine Zeit der Reini­gung, Bal­last abzuw­er­fen und das Leben neu nach Gott auszuricht­en. Im Zen­trum unseres Glaubens ste­ht die Oster­botschaft, die Fro­he Botschaft, daß Gott stärk­er ist als der Tod. Das Ostergeschehen und unsere darauf beruhende Taufe nehmen uns in diese neue und erneuernde, leben­schaf­fende Wirk­lichkeit mit hinein. Laetare ist ein Vor-Aus­blick auf das, was noch nicht in uns vol­len­det aber schon auf den Weg gebracht ist. Umkehren bedeutet, daß wir uns wieder auf den recht­en Weg brin­gen lassen. Das kann manchen Abschied von Bewährtem und Gewohn­ten bedeuten, und das kann dur­chaus auch mit Trauer­prozessen ver­bun­den sein. Ein Auf­bruch, und sei er noch so klein, ist immer ein Wag­nis, denn er bedeutet Veränderung.

Doch die Sehn­sucht ist da. Nicht nur, weil das Fas­ten von vie­len in ver­schiede­nen Zusam­men­hän­gen neu ent­deckt wor­den ist, um sich zu entschlack­en und Dinge neu sehen zu ler­nen. Als in die Nach­folge Christi Berufene haben wir den Her­rn selb­st als Ziel vor Augen. Dieses Ziel weckt Freude, auch in allem Lei­de. Umkehr kann Freude machen, wenn sie in der Nach­folge geschieht. Es ist heil­sam, mit­ten auf dem Weg nach Ostern innezuhal­ten, einzukehren und hinzuschauen: Wo ste­he ich, wie kann ich mein Leben neu aus­richt­en, damit es von Gott getra­gen wird, damit es gut ist?

Als Chris­ten leben wir auf Hoff­nung. Der Apos­tel Paulus hat in beson­der­er Weise diese Hoff­nung zum Aus­druck gebracht. Die Hoff­nung ist noch auf dem Weg, sie nicht am Ziel, aber sie weiß darum. Hoff­nung ist vor­weggenommene Wirk­lichkeit, weil sie Möglichkeit ist – reale Möglichkeit.

Bleiben wir auf dem Weg, lassen wir uns zu Kursko­r­rek­turen ermuti­gen, denn der Weg Christi führt zum Ziel, und dieses Ziel ist das Leben in Fülle. So wün­sche ich Euch allen eine geseg­nete und heil­same Zeit und grüße Euch her­zlich mit der let­zten Stro­phe des Wochen­liedes „Jesu, meine Freude“:

Weicht, ihr Trauergeis­ter, denn mein Freuden­meis­ter, Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben, muß auch ihr Betrüben lauter Freude sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn, den­noch bleib­st du auch im Leide,
Jesu, meine Freude.

Am Son­ntag Laetare A.D. 2018
Vater +Inno­cenz
Apos­tolis­ch­er Vorste­her der Hochkirch­lichen St.-Johannes-Bruderschaft